Ich aber bete.

Di., 16.06.2020 • 11:45 | Stefan Kiene

„Dafür, dass ich sie liebe
feinden sie mich an.
Ich aber bete.“

Psalmen 109,4

David, der diesen Psalm schreibt, hat immer wieder erlebt, wie er angefeindet wird.

  • Saul, sein Schwiegervater, hasst ihn und will ihn sogar umbringen.
  • Nabal, den David behütet hat, weigert sich David in der Not zu helfen.
  • Davids erste Gefährten wollen ihn bei der ersten Katastrophe sogar steinigen.
  • Michal, Davids Ehefrau, verachtet David für seine Gottesanbetung.
  • Absalom, Davids Sohn, will seinen Vater als König absetzen.
  • Schimi, ein Verwandter Sauls, verflucht David, der gerade auf der Flucht war.
  • Joab, Davids General, weist ihn zurecht, nicht wehleidig zu sein, sondern sein Volk mutig und fröhlich zu führen, obwohl David gerade um seinen Sohn Absalom trauerte.

Egal welche Situation diesem Psalm zugrunde liegt, offenbart sie doch die Gefühlswelt Davids. Es wird sehr deutlich, dass sich David all der Anfeindungen und Widrigkeiten bewusst war. Er war verletzt und allein.

Dieser Psalm zeigt auch die Herzenshaltung Davids. Er liebt seine Nächsten. Er liebt Saul, seine Freunde, seine Frau, seinen Sohn und will für sie nur das Beste. In diesem Vers zeigt sich, wie perplex David über die Anfeindungen ist. Er ist sich keiner Schuld bewusst, die diese Anfeindungen rechtfertigen würde.

David wendet sich in seinem Schmerz und in seinem Erstaunen an Gott. Wir sehen hier die Gottesbeziehung Davids. Er versinkt nicht im Selbstmitleid, sondern wendet sich in seiner Not Gott zu: „Ich bete“. Er bekämpft nicht seine Widersacher, sondern betet zu Gott. Er schaut auf Gott und klagt ihm sein Leid. Er findet seinen Trost in der Nähe Gottes. Er vertraut darauf, dass Gott ihn hört, ihn versteht und ihn rettet. „Aber du, HERR, sei du mit mir um deines Namens willen; denn deine Gnade ist mein Trost: Errette mich!“ – Psalm 109,21

David nimmt nicht das Recht in die eigene Hand, sondern übergibt die ganze Situation in die Hand Gottes. Er rechtfertigt sich nicht vor seinen Widersachern, sondern erwartet die Rechtfertigung durch Gott, seinen Retter.

David weiß, dass Gott ihn rechtfertigen wird, dass Gott sich für ihn einsetzen wird. „Fluchen sie, so segne du. […]“ Psalm 109,28